„Plasma“
Künstlerinnenstatement von Katrin Trost
Ich bin Zeichnerin, Objektemacherin und Installationskünstlerin.
In meiner Arbeit beschäftige ich mich mit materiellen und immateriellen Zuständen, welche in der menschlichen Vorstellung keine konkret gegenständliche, sichtbare Form haben.
Physische und metaphysische Wahrnehmungen wie Empfindungen, Emotionen, Gefühle, Vorstellungen, Konzepte oder auch Kontakte zwischenmenschlicher Art können sprachlich benannt werden, sind jedoch scheinbar gestaltlos und schwer fassbar. Ich beschreibe diese neuronalen und mentalen Erfahrungen, indem ich den konzeptionellen Geist zurücktreten lasse und kontemplativ betrachtend diese Eindrücke erfasse und eine Gestalt gebe.
Die Kugelschreiberzeichnungen entstehen aus dem Moment von körperlichem und mentalem Fühlen, wobei das konzeptuelle Denken nur reduziert mitarbeitet. Physische Empfindungen oder mentale Gefühle verfestigen sich im Moment des Zeichnens von einem immateriellen Zustand zu einer Form, welche die Empfindung scheinbar materialisiert und so vom Betrachtenden wiederum erfahren werden kann.
Für die dunklen Arbeiten, zeichne ich mit blauem Kugelschreiber auf indigoblau getuschtem Papier. Durch den Wechsel der Lichtverhältnisse und des Betrachtungswinkels unterliegen die Zeichnungen stets einem Veränderungsprozess: Mal irrisiert je nach Bearbeitung der Tuschehintergrund, mal die Linie des Kugelschreibers; teilweise variieren beide auch in ihren Farbnuancen von lila und blau, nach glänzendem kupfer, zu matt schwarz. Hin und wieder tritt die Linie der Zeichnung besonders auffällig hervor, um nach einem Perspektivwechel wieder fast zu verschwinden und mit dem Blatthintergrund zu verschmelzen.
Mit dieser Technik kann ich besonders gut die Veränderlichkeit aller Dinge beschreiben, ganz gleich ob es sich um materielle, immaterielle, physische und metaphysische Prozesse handelt.
In analoger Weise zu den Zeichnungen, arbeite ich mit dem Material Heißkleber, ich zeichne mit den Fäden im Raum und erstelle so eine dreidimensionale Zeichnung. Besonders bei der Installation „Plasma“ entsteht ein ähnlicher Effekt wie bei den Tusche Kugelschreiberzeichnungen: Die transluzenten Fäden treten je nach Licht und Hintergrundverhältnissen teils deutlich hervor, mal verschwinden sie mit dem weißen Hintergrund des Raumes.
Von Bedeutung ist letztlich immer die Bereitschaft sich auf den Moment mit dem Werk und den Lichtgegebenheiten einzulassen und selber zu suchen. Die eigene Perspektive bzw. der eigene Standpunkt spielt zwar eine Rolle, wird jedoch wiederrum verschoben, da die Werke nur funktionieren wenn sie sich verändern, bzw. die Perspektive, die Ansicht gewechselt wird. Diese immerwährende Veränderlichkeit aller Zustände physischer wie metaphysischer Art ist das zentrale Anliegen meiner Arbeit. Den Betrachtenden obliegt es selber diese auf eigene Weise mitzugehen.